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Samstag, 19. September 2009

Mobbing, Diskriminierung und Amok an Schulen

Mit einige Verwunderung lese ich immer wieder Berichte über Mobbing und Gewalt an Schulen. Die "Experten" tun allesamt so, als wäre das eine völlig neue Erscheinung unserer Zeit.

Da kann ich aus eigener Erfahrung anderes berichten:
Da meinen beiden berufstätigen Eltern meine möglichst frühe Unterbringung in der Schule gelegen kam, wurde ich ein Jahr früher als alle anderen Kinder eingeschult. Dazu kam, dass ich ein etwas dickeres Kind war und, bedingt durch meinen rheinländischen Vater, den in Wiesloch (nähe Heidelberg) üblichen "charmanten" Dialekt nicht akzentfrei beherrschte.

Der Jüngste und damit schwächere, einer von den "Dicken" (Bild aus der Zeit mit jüngerer Cousine) und dann noch der mit einem "auswärtigen" Akzent zu sein, reichte auch damals völlig aus um von der Mehrheit der 23 anderen Jungs der Klasse gemobbt, gequält oder zumindest gedemütigt zu werden. Dazu kam noch, dass das damalige, vom dritten Reich übernommene oder nach dem Krieg im Schnellverfahren ausgebildete, pädagogische Fachpersonal etwas eigentümliche Methoden hatte ihre Schüler zu disziplinieren. Neben "Tatzen", Ohrfeigen und Zwirbeln der Haare im Schläfenbereich gab es noch andere perfide Methoden. Am besten ist mir folgende wiederholte Maßnahme eines Lehrers in Erinnerung: "Rusche hat mal wieder seine Hausaufgaben nicht gemacht, die ganze Klasse bleibt eine Stunde länger. Ihr wisst ja bei wem ihr Euch zu bedanken habt..."

Text zum Bild: Rums, da geht die Pfeife los - Mit Getöse, schrecklich groß! W.Busch
Ich bin nicht Amok gelaufen, ich habe gelernt mich durch zu kämpfen und mich so gut wie möglich dieser Schule zu verweigern. "Sitzen bleiben" um mit Gleichaltrigen zusammen zu kommen war keine Option, weil das damals gleichbedeutend mit "Schande" war. Die Schule war mir verhasst und das Ende meiner Schulzeit, zumindest in Wiesloch, war eine Befreiung für mich. Mein damaliger Freund und Leidensgenosse Jürgen B. war offensichtlich nicht so robust wie ich und lebt heute nicht mehr - Suizid.

Meine Verwunderung darüber, wie schlimm es heute in deutschen Schulen zugehen soll, ist entsprechend groß. Ich glaube nicht, dass dies eine neue Entwicklung ist, ich weiß aus eigener Erfahrung: Es hat Tradition und sollte eigentlich nur besser geworden sein.

Diesen lesenswerten

Blogbeitrag zum Thema Amok, Mord und Gewalt an Schulen

hab ich gefunden und möchte ihn in diesem Zusammenhang empfehlen.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Natürlich ist Mobbing kein neues Phänomen, auch wenn ich denke dass die Möglichkeiten des Mobbings umfangreicher geworden sind. Natürlich wird auch nicht jedes Mobbingopfer zu Amokläufern, sonst wäre Deutschland schon längst ausgestorben.

Aber unterschiedliche Menschen gehen unterschiedlich mit Mobbing um, dass da dann auch einer mal austickt sollte nicht weiter verwunderlich sein. Es ist jedenfalls deutlich eher ein Grund an Amokläufen als "Killerspiele", und es muss etwas (sinnvolles) dagegen getan werden, den Opfern muss geholfen werden.

Anonym hat gesagt…

Dass du seinerzeit nicht Amok gelaufen bist, kann nur einen Grund haben:
Du hast keine Killerspiele am Computer spielen können.

Das war einfach ;-)

Cheers
sparta

Waaahsabi hat gesagt…

Ich kenne solcherlei auch aus meiner Schulzeit (DDR, Mitte 80er), und teilw. wurden im Osten sogar paramilitaerische Uebungen mit Schuelern abgehalten. Trotzdem hatte keiner die Idee, Amok zu laufen. Vllt gabs bei "uns" nicht genug Schuetzenvereine.