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Montag, 5. Oktober 2009

Begegnungen mit Nazis


Der Überfall von Neonazis auf eine Veranstaltung in München, bei dem ich als geladener Referent mit einer Schussverletzung in die Schlagzeilen kam, ist öffentlich geworden und gut bekannt.

Meine Freundschaft zu jungen Männern hier im Frankfurter Nordend, die sich in ihrem Skinhead Outfit wohl fühlen, sind von "altgrünen" Kollegen schon vor Jahren mit Stirnrunzeln wahr genommen worden und werden evtl. in einem späteren Beitrag Thema werden.

Hier nun eine Geschichte, die ich zwar schon erzählt habe, die aber bisher noch nicht publik wurde:

Als Abgeordneter, nicht lange nach dem Anschlag in München, wurde mir zugetragen, dass es in Frankfurt einen "schwulen Neonazi" namens Peter geben soll. Dieser war auch in einem Bericht zu Neonazis einmal im "Spiegel" im Text und mit Foto erwähnt. Unter Schwulen sprach man damals von der kleinen "Nazi-Petra", was einerseits die Gestalt beschrieb zum anderen sich aus der oft üblichen Verniedlichung und Feminisierung von Leuten in der Schwulenszene ergab.

Bei einem Besuch der Schwulendisco "Construction Five" hörte ich, dass just jener Peter anwesend sein soll. Auf meine Bitte hin wurden wir uns vorgestellt. Danach kam es zu einem zweistündigen Gespräch in dem ich erfuhr, wie und warum man als junger und dazu noch schwuler Mann zum Neonazi werden konnte. Ich wiederum hatte die Gelegenheit, ihm zu erklären, warum ich im Gegensatz zu ihm meine politische Heimat eher im alternativen und linken Spektrum sehe. Wir beide bekamen so einen Einblick in die Welt des anderen und die persönliche Entwicklung die da hin führte. Abschließend habe ich bei diesem Gespräch angeboten jederzeit für ein weiteres Gespräch zur Verfügung zu stehen. Dies vor allem, wenn sich Probleme mit seinem Schwulsein in seiner Szene ergeben sollten und er aus diesem oder anderen Gründen Ausstiegshilfe braucht.

Jahre später begegnete mir Peter wieder. Er war nicht mehr bei den Nazis. Er hatte seit Jahren einen guten Job und war inzwischen treuer SPD-Wähler, wie das schon seine Eltern aus einer Frankfurter Vorstadt traditionell waren. Das damalige Gespräch mit mir half ihm, neben anderen Kontakten und Gesprächen, wie er sagte, aus der rechten Szene auszusteigen.

Gehe mit Menschen wie mit Holz um: um eines wurmstichigen Stückchens willen würdest du nie den ganzen Stamm wegwerfen.
Chinesische Weisheit

3 Kommentare:

Skimi hat gesagt…

pfff, was Du für Leute kennst...

heather hat gesagt…

Interessante Geschichte!Great Blog!Immer sehr interessant und informativ!Gefällt mir besonders gut!Ich wünsche Dir viel Erfolg und Spaß beim Bloggen! Grüße, Heather ;)

Knutsen hat gesagt…

Das gefällt mir. Jeder Mensch, gleich welcher Gesinnung, verdient Respekt und den Willen ihm zuzuhören.