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Donnerstag, 30. Juli 2009

"Kritik" am Dalai Lama ist schick

Nicht annähernd soviel studiert wie der Dalai Lama, nicht mal im Ansatz soviel Charisma und Charme, aber mit aufgeschnappten Brocken von den Hassautoren Goldner, Trimondi und anderen "kritisch sein" wollen, das ist der Trend.

So äußert sich der Stern, das Blatt für historische Tagebücher, ziemlich unqualifiziert und hält sich dabei für kritisch.

Ein paar Schmierfinken verteilen anonyme Hass- und Hetzflugblätter in Marburg und finden sogar ein Provinzblättchen (Oberhessische Presse), das die anonymen Ergüsse erwähnt und teilweise nachdruckt. Ein Marburger Professor stimmt in diesen Chor ein und gibt Statements zum Besten, die man eigentlich nicht erwartet wenn man Professoren immer noch durchgehend für gebildete und kluge Menschen hält.


Naja, an den Dalai Lama reichen sie allemal nicht heran. Was schert den Elefanten das Gekläffe von Kojoten...

9 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Habe mir erlaubt den Kommentar eines "Kenners" des trantrischen bzw. tibetischen Buddhismus kommentarlos zu löschen.
Anonymes Nachplappern der Inhalte von diversen Hassbüchern möchte ich auf meinem Blog nicht haben.

Stefan Lutter hat gesagt…

ich war bisher immer ein
großer freund des buddhismus
und habe nach wie vor sehr
große sympathien für den
tibetischen freiheitskampf
und trotzdem es gibt dinge
am buddhismus zu kritisieren,
es gibt dinge am dalai lama
zu kritisieren...
ich habe in den letzten tagen
ausgiebig mit buddhisten
diskutiert und es erschreckt mich doch sehr, wie unfähig sie oft
sind sich den dunklen seiten ihrer
tradition zu stellen. dass das
auch anders möglich ist, zeigt
die sehr offene auseinandersetzung vieler zen-buddhisten mit der teilweise rassistischen / faschistischen vergangenheit und
frauenfeindlichen aspekten des zen. das der tibetische buddhismus nicht nur helle seiten hat zeigen
zum beispiel die offen rassistischen äußerungen des lama
ole nydahl. auch war tibet vor dem
chinesischen einmarsch nicht das
paradies, wie manche es sich erträumen. es gibt ausreichend neutrale untersuchungen dazu, dazu muss man keine hassbücher lesen. von diesen autoren halte ich auch nichts.
aber solange bei anhängern des tibetischen buddhismus so wenig bereitschaft zur selbstreflexion
und kritikfähigkeit gibt, bleibt bei mir ein fader beigeschmack

Stefan Lutter hat gesagt…

Nachfolgend noch zwei Zitate
Prof. Lopez hat Bücher des Dalai Lama herausgegeben. Ihm kann man sicherlich keine "Hasshaltung"
vorwerfen.

PROF. DONALD LOPEZ:

(Tibetologe, Universität Michigan, USA)

"Es war absolut verständlich, daß die Tibeter damals dieses verklärte Bild benutzt haben, um ihren Freiheitskampf voranzutreiben. Nun hat sich dieses Phantasiebild von Tibet so weit verselbständigt, daß es außer Kontrolle geraten ist. Es ist eine richtige Gefahr, daß dieses verklärte Bild von Tibet die realen Interessen der Tibeter unter chinesischer Herrschaft verdeckt."

PROF. JENS-UWE HARTMANN:

(Tibetologe, Humboldt-Universität Berlin)

"Die Gesellschaft war streng hierarchisch organisiert. Es gab eine Art von Leibeigenschaft, es gab durchaus drakonische Strafen, bis hin zu körperlicher Verstümmelung, Auspeitschungen und dergleichen. Und all dies zeigt uns, daß die Gesellschaft nicht ganz so ideal gewesen sein kann, wie sie uns immer wieder im Rahmen dieses Mythos Tibet vorgeführt wird."

wann findet eine ehrliche Auseinandersetzung damit statt,
ohne das alte Tibet zu verklären?

Trozdem es bleibt dabei:

Raus mit dem chinesischen Militär
aus Tibet

Anonym hat gesagt…

wahrscheinlich nervt's aber
nochmal Prof. Hartmann:

PROF. JENS-UWE HARTMANN:

(Tibetologe, Humboldt-Universität)

"Die Glorifizierung des Dalai Lama in seiner Eigenschaft als politischer Führer, die hilft dem Demokratisierungsprozeß nicht weiter. Eine kritisch differenzierende Auseinandersetzung mit seinen politischen Aussagen, die muß möglich sein, und sie sollte auch nicht durch das Argument unterdrückt werden, Kritik nutze ausschließlich den Chinesen. Die brutale chinesische Unterdrückungspolitik in Tibet, die ist durch nichts zu rechtfertigen."

MarkL hat gesagt…

Eine Anmerkung zur gewünschten Kritik Teil 1:

Eine kritische und differenzierte Auseinandersetzung mit Tibets und der Rolle der Dalai Lamas ist möglich und ist erwünscht! Es gibt genug wissenschaftlich fundierte Abhandlungen zu Tibet und die Dalai Lamas, man muss also nicht auf Hörensagen und dreiste Entstellungen à la Goldner ausweichen.

Was nicht von Buddhisten oder an der Wahrheit ausgerichteten Menschen angenommen wird, sind pauschale, verzerrende und falsche Darlegungen zur Geschichte Tibets und die Rolle der Dalai Lamas. Warum sollte man dies denn tun? Allein der in die falsche Richtung zeigende und fehlgeleitete Begriff 'Gottkönig' zeigt die Ignoranz des Benutzers. Der Dalai Lama ist kein Gottkönig, noch bezeichnet er sich so oder wird als solcher von Buddhisten betrachtet oder bezeichnet.

Der Begriff entbehrt jeder Grundlage, wie man bei Prof. von Brück nachlesen kann. Zudem ist es neben der Kapp für Fehlentwicklungen in Tibet allein den Dalai Lama verantwortlich zu machen, wie es häufig geschieht, weil wahrscheinlich einige seinen Glanz nicht ertragen können oder ihnen Verehrung oder Respekt zu einem hohen und integeren Würdenträger suspekt erscheint. (Warum eigentlich? Vielleicht liegt dies an der Geschichte Deutschlands, Amerikaner und Italiener haben da weniger Probleme.)

Der Dalai Lama hat seltener Macht ausgeübt und weit beschränkter, als es von unsachlichen 'Kritikern' behauptet wird. Die 8.-12. Dalai Lamas starben im Schnitt mit 20 Jahren, konnten also gar keine Macht ausüben. Häufig wurde die Macht von Regenten ausgeübt. Der 6. Dalai Lama regierte gar nicht sondern amüsierte sich mit Frauen und schrieb Gedichte. Die wenigen Dalai Lamas, die regieren konnten, mussten mitunter vor Gegen-Kräften aus dem eigenen Land ins Ausland fliehen, hatten teilweise also auch dann wenn sie regierten nur beschränkten Einfluss; und sie hatten zudem kaum einen Einfluss über Lhasa hinaus. Auch mussten sie allerhand Interessen der einzelnen Bevölkerungsgruppen balancieren - Tibeter können echte Dickköpfe sein. Gerade die regierenden Dalai Lamas wie der 5., 13. und 14. zeichnen sich durch Diplomatie, Großzügigkeit, Mitgefühl und Toleranz aus.

Prof. Williams sagt zum Bsp. über den 5. Dalai Lama:
"Entsprechend der meisten historischen Zeugnisse war der Dalai Lama gemessen an den Standards seiner Zeit ein vernümftig toleranter und wohlwollender Machthaber."

MarkL hat gesagt…

Eine Anmerkung zur gewünschten Kritik Teil 2:

Sog. Kritiker sollten sich doch bevor sie Pauschalurteile abgeben, erst einmal unvoreingenommen ein differenziertes Bild von Tibet machen und sich auf seröse wissenschaftliche Quellen stützen.

Es ist sicher verständlich, dass eher ein positiv verzerrtes Tibet-Bild akzeptiert wird als Trimondis und Goldners völlig verblendetes Bild von Tibet - in das nun auch Medien die es besser wissen müssten wie Stern, FR und auch die Frankfurter Allgemeine eintreten. Ob nun positive oder negative Verzerrungen, letztlich sind alle inkorrekten Darstellungen der Geschichte Tibets und der Rolle (und herausragenden Leistungen der Dalai Lamas) der Aufklärung abträglich - ob nun einseitig positive oder einseitig negative Verzerrungen. Wenn die Kritiker mal ein paar unabhängige respektable akademische Quellen nutzen würden. würden sie schnell den Spaß an ihrer undifferenzierten Kritik verlieren.

Anzumerken wäre auch, das die aktiven Dalai Lamas wie der 5., 13. und 14. große Reformer waren/sind, die Justiz, Ausbildung etc. positiv und zugunsten der Armen reformierten. Die ganze Demokratisierung der Tibeter um Exil und die Infrage Stellung seiner eigenen Rolle gehen auch auf den 14. Dalai Lama zurück, er musste Demokratie regelrecht verordnen! Die Tibeter sind eine der erfolgreichsten und am wenigsten Gewalttätigen Exilgemeindern dieser Welt, etwas mehr Respekt und Würdigung wären da auch angemessen.

Im Übrigen war eine der ersten Amtshandlungen des 14. Dalai Lama, alle Gefängnisinsassen in Lhasa frei zu lassen!

Verklärung ist genauso unangemessen wie umdifferenzierende Kritiken. Ausgewogen die Fakten zu würdigen und sie sachlich zu gewichten gelingt den Kritikern selten, sie bleiben häufig in Vorurteilen oder eigenen Ängsten und Projektionen auf Tibet und den Dalai Lama stecken.

Allein der Versuch den Dalai Lama als Nazi- und Rechtskräfte Sympathisanten erscheinen zu lassen, entlarvt einen Mangel an Wissen und die Unseriösität des Verfassers.

Hier gäbe es noch einiges zu sagen, wie die Offenheit des Dalai Lama gegenüber jedem Menschen, vom Hippi bis zum größten Politiker, die eben auch von Shoko Asahara ausgenutzt wurde, dessen Strategie es war, sich mit bedeutenden Persönlichkeiten abbilden zu lassen, und der dann falscher Weise behauptete, sie hätten ihn anerkannt.

Der Dalai Lama ist aus seiner religiösen Überzeugung der Freund von anderen und er lässt Menschen nicht einfach fallen, wie es unreligiöse Menschen tun, wenn sich die Fahne gerade in eine ungewünschte Richtung dreht.

All das - auch seinen Glaubenshintergrund und Prinzipien - muss man eben auch berücksichtigen, wenn man ihn korrekt kritisieren will, ansonsten sind die Kritiken bloße Ausgüsse von Nicht-Wissen und einer Unfähigkeit zur Differenzierung.

Stefan Lutter hat gesagt…

richtig, es geht um eine differenzierte sichtweise und kritik des tibetischen buddhismus. aber differenziert ist die sichtweise vieler anhänger des tibetischen buddhismus wahrhaftig nicht. es geht mir weder darum den dalai lama noch den
tibetischen buddhismus als ganzes per bausch und bogen zu kritisieren, sondern auf dunkle flecken hinzuweisen. viele buddhisten scheinen glauben zu wollen, dass der buddhismus per se eine friedliche, tolerante und fortschrittliche religion sei. das stimmt so nicht, der buddhismus hat wie andere religionen auch seine schattenseiten - genauso wie er viele posive seiten hat, die ich sehr schätze. der buddhismus wird von menschen praktiziert, dass sollten wir nicht vergessen. und auch in der buddhistischen geschichte gab es mord, folter, unterdrückung und ausbeutung, was wir ebenfalls nicht vergessen sollten. ich schätze den thailändischen alternativen friedensnobelpreisträger sulak sivaraksa sehr, der selber buddhist ist und trotzdem deutliche worte zu den unterdrückerischen seiten des buddhismus findet. diese eigenschaft würde ich mir von westlichen buddhisten ebenfalls wünschen.
noch kurz zum dalai lama. ich erwarte gar nicht, dass er sich von menschen distanziert. ich erwarte aber sehr wohl, dass er sich von theorien distanziert ( so zum beispiel von den rassistischen theorien eines miguel serrano (begründer des "esoterischen hitlerismus", die in meinen augen nicht mit dem buddhismus vereinbar sind. das dies auch für buddhisten möglich ist,zeigte schon siddharta gautama, der sich bekanntlich auch von dem (ebenfalls auf rassistischen prämissen beruhenden) hinduistischen kastensystem distanzierte. da sehe ich den dalai lama und auch den gesamten (tibetischen) buddhismus in der verantwortung.
die rassistischen äußerungen eines lama ole nydahl gehen da aber eher in die entgegengesetzte richtung. nicht gerade ein leuchtendes beispiel für buddhistisches mitgefühl und toleranz

deep-character hat gesagt…

Guter kurzer Artikel, der die Kritik der "Dawkinisten" (möglw. auch nur eine Glaubensrichtung und Verehrung des 'heiligen Dawkins! ;) aus einer anderen Perspektive beleuchtet.
Ich fände es schön, wenn der Autor noch etwas spezifischer wird - trotzdem toll.

Eine kleine Diskussion zum Dalai Lama, seine Staatsbesuche und die chinesische Kritik gibt es unter:
http://www.opinad.org/rcard_opina/index/32

Danke für den Artikel!

Vn Buddhist hat gesagt…

In Bezug auf Dalai Lama: Goldner, Trimondi & Co. schreibt im Auftrag der chin. Stasi! ( Zitat Ende!)